Desillusionierung, Entmystifizierung, Nüchternheit: eine Filmliste

Eine Liste von Filmen, die ich jedem aspirierendem Künstler, aber vor allem jedem Kulturkonsumenten herzlich empfehle, in denen die Lebensrealität des Kunst- und Kulturschaffenden überzeugend dargestellt wird.
Das Schaffen von Kunst und Kultur ist ein komplexer Mechanismus, in dem die Gesellschaft – und nicht der Künstler – die größte Rolle spielt.
Disclaimer: Dieser Artikel reflektiert nicht die Meinung der Filmemacher.
Für jeden dieser Filme wird ein wenig Wissen über den historischen und gesellschaftlichen Kontext hilfreich sein.

A Star Is Born (USA, 1954, dir. Geurge Cukor)*

La Danceuse (FR, 2016, dir. Stéphanie Di Giusto)

Street of dreams (NO, 2013, dir. Håvard Wettland Gossé)

The Story of Anvil (USA, 2008, dir. Sacha Gervasi)

Der Preis der Anna Lena Schnabel (DE, 2017, dir. Jan Bäumer)

Dovlatov (RU, 2018, dir. Aleksei Alekseivich German)

 

*das Remake von 2018 empfehle ich ausdrücklich nicht aus.
Alina Rotaru, Kuratorin des MFF Bremen, 2.05.2020

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Längst vergangene Zeit findet Weg in die Gegenwart – Die Leuchte Asiens

von Eileen Jahn, Musikfilmfestival Bremen

„Die Leuchte Asiens“, die erste deutsch-indische Filmproduktion sowie die erste internationale Koproduktion Indiens, bietet einen einzigartigen Blick auf das Indien der 1920er Jahre. Eigens für das Bremer Musikfilmfestival 2017 im City46 wurde eine neue Filmmusik komponiert, arrangiert und live eingespielt. Die intensive Zusammenarbeit des preisgekrönten Weltmusikers Willy Schwarz mit dem jungen Komponisten Riccardo Castagnola verbindet klassische indische Musik auf Originalinstrumenten mit zeitgenössischer elektronischer Klangkunst. Die Musik erschafft dadurch eine Brücke zwischen Ländern und Zeiten.

In Bremen seinen Ausgangspunkt genommen, findet dieses besondere Projekt seinen Weg zurück nach Indien. Am 18. Januar 2018 wurde dem geladenen Publikum zum ersten Mal diese Neukomposition im Goethe Institut in Chennai (Madras) präsentiert. Unter den Zuschauer*innen waren unter anderem professionelle Musiker*innen, ein Filmkritiker und Dr. Helmut Schippert (Leiter des Goethe Instituts, Chennai). Weitere Aufführungsmöglichkeiten in Indien werden bereits diskutiert. Wir sind begeistert, dass dieses besondere Arrangement um die Erde reist.

Die nächste Chance den Film auch in Deutschland zu sehen steht bereits kurz bevor: zur diesjährigen Berlinale gibt es zwei Termine.

 

Fotos: Willy Schwarz

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Sieben Fragen an Sina Winter

01Sina Winter ist einer der drei Hauptprotagonisten von „Blackhearts“ (NOR 2017, Regie: Fredrik Horn Akselsen, Christian Falch) und Leiter des Black-Metal-Bands „From the Vastland“. Wir haben „Blackhearts“ am 27. Januar im Rahmen unseres Festivals gezeigt.
Wir haben Sina Winter für ein kurzes Gespräch mit unserer Festivalkuratorin Alina Rotaru gewinnen können.

MFF: Wie gefährlich ist die Situation der Musiker im Iran, die “westliche Musik” machen? 
Als Musiker hat man im Iran mit vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten zu kämpfen, sogar wenn man traditionelle Musik spielt, und es sind Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Du kannst dir also vorstellen, wie es sein mag für diejenigen, die „westlich orientierte“ Musik machen. Die Islamische Revolution 1979 hat über Nacht alles verändert. Wenn man vom Metal spricht, es ist nicht nur verboten, aber auch gefährlich. Die Lage hat sich über die Jahre kaum verändert, ab und zu gab es Lichtblicke, danach war es wieder dunkel.

Bist du nach Norwegen ausgewandert, als “Blackhearts” rauskam?
Das ist eine lange Geschichte. Das allererste Mal kam ich 2013 nach Norwegen mit Christians Hilfe [Christian Falch, Co-Regisseur von „Blackhearts“ N.A.], um beim „Inferno“ Festival zu spielen, musste danach wegen meines Visum aber sofort zurück. Zum Glück durfte ich wieder hin im Januar 2014 mit Hilfe von der Vereinigung SafeMuse [die sich u.A. für verfolgte Musiker engagiert, N.A.]. So konnte ich ein Künstlervisum für zwei Jahre bekommen, um meine musikalische Arbeit weiter zu machen, und dieses Visum konnte um ein Jahr verlängert werden. Ich hoffe, so lange wie möglich hier in Norwegen bleiben zu können.

MFF: Wie gefährlich war es für dich nach “Blackhearts”?
Schon einige Jahre vor „Backhearts“ waren Drohmails- Briefe- und Nachrichten für mich an der Tagesordnung, alles von unbekannten Quellen. Nicht alle waren ernst, aber einige schon, wie diejenige, die ich bekam als ich beim zweiten Mal in Norwegen war. Nach „Blackhearts“ habe ich weitere Drohmails erhalten…

MFF: Gibt es Metal Bands im Iran?
Ja, die gibt es. Wir haben im Iran einige Thrash/Death Metal Bands… aber leider, weil Metal verboten ist, passiert alles im Untergrund, wir hören nichts von ihnen, auch die Musiker haben nur begrentzt Kontakt miteinander. Nur die guten Freunde wissen von deren Existenz. Allerdings haben einige von ihnen Künstlerseiten auf Facebook.

MFF: Kanntest du die anderen Hauptprotagonisten von “Blackhearts”, Hector und Kaiadas/Naer Mataron?
Sina: Ich kannte sie nicht, aber Hector/Luciferian habe ich getroffen, als sie nach Trondheim gekommen sind zum Festival. Wir sind jetzt alle auf Facebook befreundet, alle, die im Film mitgemacht haben.

MFF: Bist du glücklich, oder zumindest zufrieden mit deiner Karriere momentan?
Ja! Sehr glücklich… Weißt du, es war ein großer Schritt für mich, nach Norwegen zu kommen und an meine Karriere weiter zu arbeiten. Schon seit dem ersten Tag hat sich das für mich gelohnt. Ich habe viel Erfolgt erlebt, aber nicht nur das. Noch wichtiger für mich war die Chance zu haben, mit professionellen Leuten zu arbeiten und musikalisch besser und besser zu werden, von der professionellen Freiheit ganz zu schweigen.

MFF. Hast du auch eine klassische Musikerziehung?
Nein, leider habe ich nicht die Chance gehabt, Musik zu studieren. Ich habe Bücher studiert und mir alles selbst beigebracht, und ich habe geübt und geübt. Auf jeden Fall, bei der ersten Gelegenheit (wenn meine Situation es erlaubt) werde ich Musik studieren, zumindest bei einigen Kursen teilnehmen…

MFF: Was möchtest du uns noch sagen?
Das einzige, was ich noch sagen möchte ist: Folge deinem Traum. Alles ist möglich. Niemals aufgeben. Man kann alles erreichen.

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3. MFF Bremen: Leaving Home

Wo ist ein Musikstil „beheimatet“ und wie kann Musik Heimat definieren oder auch schaffen? In neun Filmen aus zehn Ländern zeigen Musiker*innen, wie verschiedene Traditionen verbinden oder auch gezielt kulturelle und gesellschaftliche Grenzen ausweiten können. Während der Neuseeländer Hayden Chisholm in „Sound of Heimat“ das zwiespältige Verhältnis der Deutschen zu ihrer Volksmusik erforscht (D 2012; Do. 26.1 / 19:30 * Eröffnung m. Gästen; in Koop. mit der Arbeitnehmerkammer), zeigt „Blackhearts“, wie Heavy Metal-Fans aus der ganzen Welt ihre seelische Heimat in Norwegen finden (NOR 2016, 83 Min., OmengU; 27.1. / 22:30). Crossover-Projekte und gezielte Umwandlungen musikalischer Traditionen können Berufszweige retten wie im pakistanischen Film „Song of Lahore“ (USA 2015, OmengU; 27.1. / 18:00), jahrhundertalte Geschichten über Kontinente hinweg wieder aktuell machen wie der südafrikanische Film La Bohéme am Kap(D 2015, OmU; ab 28.1. ), politische Bewegungen unterstützen wie der grönländische Film „Sumé – The Sound of a Revolution“ (Grönland 2014, OmengU; ab 29.1.) und für Freiheit und ein friedliches Zusammenleben in Zeiten der Repression kämpfen wie im afrikanischen „Mali Blues“ (D 2016, R: Lutz Gregor, OmU; 28.1. / 20:30 *mit Gast) oder im ägyptischen „Electro Chaabi“ (Egypt/F 2013, OmU; 28.1. / 22:30). Dabei spielen die allgegenwärtige Globalisierung und die fast  grenzenlosen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten eine zentrale Rolle, wie die wahre Geschichte von „Presenting Princess Shaw“ zeigt (ISR 2016, 80 Min., engl. OF; 29.1.). Höhepunkt der Reihe ist die Premiere des 2016 neuvertonten, deutsch-indischen Stummfilms „Die Leuchte Asiens“ aus dem Jahr 1925. Der preisgekrönte indische- und Weltmusiker Willy Schwarz und der junge Komponist Riccardo Castagnola verbinden klassische indische Musik mit zeitgenössischer elektronischer Klangkunst und schaffen somit eine Brücke zwischen Ländern und Zeiten (27.1. / 20:30 * mit Livemusik; unterstützt durch die Indische Botschaft, Berlin).

Hier das detaillierte Program.

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Videoclipwettbewerb-Gewinner!

Das Publikum, das gestern bei unserer Festivaleröffnung anwesend war, hat alle fünf Beiträge sehr genossen, dementsprechend war das Rennen spannend und ziemlich knapp! Wir bedanken uns herzlichst bei allen Filmemachern und gratulieren den Gewinner: „DUNKELBASS“, Dir. Leif Marcus & Bene Brandhofer!

Im Publikum war auch der berühmte Regisseur Christopher Nupen anwesend, der heute Abend bei uns im Festival zwei seiner Filme vorstellen wird:

Everything is a Present (2010) und We want the Light (2006). Die deutsch-jüdische Pianistin und Holocaust-Überlebende Alice Sommer-Herz, die im Oktober 2012 ihren 109. Geburtstag gefeiert hat, wird als zentrale Persönlichkeit in diesen beiden Filmen dargeboten. Wir freuen uns auf einen mit Sicherheit unvergesslichen Abend!

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Everything Is A Present (2009)

Ein wunderbares, rührendes Portrait einer bemerkenswerten Lady: Alice Sommer Herz, Pianistin und KZ – Überlebende, die bis heute nicht aufhört, Menschen zu inspirieren. Der Film wurde 2001 gedreht von Christopher Nupen, der Regisseur unzähliger Musikfilme. Heute (26.10.2013) feiert Alice Sommer Herz ihren 109. Geburtstag. Wir gratulieren ihr herzlich!